Recycling, Substrate und die Stadt als Ressource
- Roy Hofer
- 3. Juli
- 2 Min. Lesezeit
Wie die habö AG aus Allschwil mit Schüttgut, Recycling und Dachbegrünung die Baubranche neu denkt – und warum nachhaltiges Bauen mehr ist als eine Frage des Materials. Wenn Alexander Isenburg über Schüttgut spricht, klingt das nicht nach Kies und Staub, sondern nach Vision. Als Geschäftsführer der habö AG in Allschwil transformiert er seit 2019 ein traditionsreiches Transportunternehmen zu einem zentralen Akteur der Kreislaufwirtschaft im urbanen Raum. „Wir verstehen die Stadt als Rohstofflager“, sagt er. Und meint das wörtlich.

„Wir sind wie Köche – jeder Kunde bringt sein Rezept, wir mischen nach Mass.“
An zwei Standorten – Allschwil und Schweizerhalle – verarbeitet habö jährlich bis zu 200'000 Tonnen Aushubmaterial, das in einer hochmodernen Waschanlage gereinigt und als Eco-Kies oder RC-Schotter in den Baustoffkreislauf zurückgeführt wird. In Zahlen: Aus einer Tonne Aushub entstehen durchschnittlich 850 Kilogramm wiederverwendbares Material – ein Prozess, der nicht nur Ressourcen spart, sondern auch CO₂. Die zugehörige Ökobilanz ist transparent einsehbar.
Doch habö bleibt nicht beim Kies stehen: Unter Isenburgs Führung hat sich das Unternehmen auch im Bereich Dachbegrünung und Substratmischung einen Namen gemacht. Pro Jahr werden rund 80’000 m² Flächen begrünt, für Kundinnen und Kunden aus dem Garten- und Landschaftsbau, Immobilienwesen und der öffentlichen Hand. Über 100 unterschiedliche Substratmischungen mit Lava, Bims, Humus oder Pflanzenkohle ermöglichen individuelle Lösungen – vom Speichersubstrat für Schwammstädte bis zur CO₂-bindenden Pflanzenkohle-Mischung.
Diese Agilität hat auch politische Dimension: Die habö AG arbeitet eng mit Kantonen und Städten wie Basel-Stadt zusammen. Ziel ist es, Recyclingprodukte wie Eco-Kies oder Substrate in öffentliche Ausschreibungen zu integrieren. Denn nachhaltige Alternativen brauchen institutionelle Rückendeckung – und klare Vorgaben.
Alexander Isenburg selbst bringt ein tiefes Verständnis für Verwaltungsstrukturen mit: Vor seiner Zeit bei habö leitete er acht Jahre lang die Basler Stadtreinigung. Diese Erfahrung kommt ihm heute zugute – in der Kommunikation mit Behörden, in der strategischen Ausrichtung und im unternehmerischen Denken.

„Nachhaltigkeit braucht Innovation – und Haltung.“
Innovation bedeutet bei habö auch: digitale Transformation – Schritt für Schritt. Noch ist nicht alles umgesetzt, doch die Richtung ist klar. In Zukunft sollen beispielsweise Bestellungen direkt von der Baustelle via App eingehen, Lieferscheine digital verfügbar sein und Kunden über ein Login alle Statistiken, Rechnungen und Materialien abrufen können. Erste Pilotprojekte laufen bereits, vieles ist in Planung. Auch der Einsatz von E-Trucks ist angedacht – als Teil einer emissionsärmeren Logistik. „Wir wollen Prozesse vereinfachen und schlanker werden – das braucht Zeit, aber auch Mut zum Neudenken.
Privat findet Isenburg Ausgleich in der Natur: beim Schwimmen im Rhein, Golfspielen oder einem Spaziergang durch die Meriangärten – ein Ort, an dem „unser Substrat heute blüht“. Auch die Anekdoten aus seiner Zeit bei der Stadtreinigung bleiben unvergessen – etwa das Kehrmaschinen-Ballett am Basel Tattoo oder eine Kampagne mit dem FC Basel zur Aufwertung des Berufsbildes der Strassenreinigung.
Sein Blick in die Zukunft bleibt klar: Recycling wird zum Standard, Prozesse werden digitaler, Baustellen emissionsärmer. Und habö? Soll laut Isenburg in zehn Jahren als „die erste Adresse für nachhaltige Baustoffkreisläufe“ in der Region stehen – innovativ, verlässlich und verwurzelt in einem ökologischen Denken, das längst in Bewegung ist.
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