Das Museum als Park für alle
- Roy Hofer

- 25. Sept.
- 2 Min. Lesezeit
Fanni Fetzer, Direktorin Kunstmuseum Luzern

Seit über zehn Jahren prägt Fanni Fetzer das Kunstmuseum Luzern mit einer unverwechselbaren Handschrift. Unter ihrer Leitung ist das Haus zu einem Resonanzraum für gesellschaftliche und politische Fragen geworden – ohne dabei die künstlerische Eigenständigkeit aus dem Blick zu verlieren.
Die Politikwissenschaftlerin und Historikerin versteht das Museum als «gedeckten Park für alle»: ein Ort, an dem man verweilen, sich austauschen oder auch einfach still sein darf. Kunst soll für sie keine fertigen Antworten liefern, sondern Räume eröffnen, in denen Ambivalenzen ausgehalten werden können.
Ein zentrales Anliegen ihrer Arbeit ist die Sichtbarkeit bislang marginalisierter Stimmen. Dabei geht es nicht allein um Künstlerinnen, sondern um die Erweiterung des Kanons insgesamt. So zeigte das Kunstmuseum Luzern in den letzten Jahren Arbeiten von Künstler:innen der Rom:nja-Gemeinschaft, von vergessenen Positionen aus Osteuropa oder von jüngeren Schweizer Kunstschaffenden.
Als Direktorin habe ich die Möglichkeit, neue Stimmen einzubeziehen und den Kanon zu erweitern.

Ihre kuratorische Strategie verbindet Bekanntes mit Neuem: Namen wie Kandinsky oder Picasso ziehen Publikum an, doch im «Windschatten» dieser grossen Positionen lassen sich weniger etablierte Künstler:innen entdecken. Diese Kombination schafft Sichtbarkeit und trägt zugleich zur notwendigen Reichweite eines öffentlichen Museums bei.
Besonders eindrücklich beschreibt Fetzer die Werke des Zürcher Künstlers Sabian Baumann. Seine poetischen, gleichzeitig politisch aufgeladenen Zeichnungen eröffnen neue Perspektiven auf Körper, Identität und Zusammenleben. Für Fetzer steht fest: Qualität zeigt sich in Arbeiten, die nicht abgeschlossen sind, sondern in denen wir immer wieder Neues entdecken können.

Auch Nachhaltigkeit ist für die Museumsdirektorin ein Schlüsselthema. Sie kritisiert die ressourcenintensiven Transporte und Klimatisierungsstandards und plädiert für flexiblere Lösungen. Ebenso zentral sind Debatten um Restitution, Kolonialgeschichte und die Rolle von Museen im 21. Jahrhundert. «Ein Museum ist wie ein Park – aber es muss eine durchlässige Hülle sein, in Osmose mit unserer Zeit.»
Mit dieser Haltung prägt Fanni Fetzer nicht nur das Kunstmuseum Luzern, sondern auch den Diskurs über die Zukunft von Museen. Ihr gelingt es, intellektuellen Anspruch, gesellschaftliche Sensibilität und persönliche Leidenschaft zu verbinden – und damit die Schweizer Kunstszene nachhaltig zu bereichern.




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