In Luca Deons Architekturbüro in Luzern ragt prominent eine Darstellung der berühmten Welle von Hokusai. Dieses Mitbringsel hat Deon nach einem 3-monatigen Aufenthalt in Japan, den ihn sehr inspiriert hat, mitgenommen. An der Hochschule Luzern, an der er als Professor tätig ist, haben Mitarbeitende die Möglichkeit, längere Auszeiten zu nehmen. Nach vielen Jahren konnte sich Luca Deon persönlich durchringen, auch eine solche kreative «Pause» einzulegen und hat sich entschlossen, eine längere Zeit in Japan zu verbringen. Dort konnte er zwei Wettbewerbe machen und eng mit dem Architekten Riken Yamamoto zusammenzuarbeiten. Während dieser Zeit hat er auch rund zehn Tempel in Kioto besichtigt, deren Architektur ihn sehr fasziniert hat. Die japanische Bauweise verwendet sehr oft Holz als Material, welches nicht mit Schrauben oder Leim zusammengehalten wird, sondern mittels Einsatzes von Keilen. Diese japanische Perfektion hat Deon nachhaltig beeinflusst und so erstaunt es wenig, dass sein Büro derzeit an einem Hochhaus-Projekt aus Holz in Sursee arbeitet. Das 50 Meter hohe Gebäude ist auch das erste seiner Art in der Schweiz. Im Gegensatz zu den Europäern, die versuchen den Naturgewalten zu trotzen, lassen sich die Japaner – analog zu den Wogen der Darstellung von Hokusai – auf die Gegebenheiten ein und suchen einen möglichst guten Umgang damit. Bei den zahlreichen Erdbeben in Japan bewegen sich beispielsweise die Tempel aus Holz mit den Schwingungen mit. Nach den Beben werden dann jeweils die Verbindungen mit Keilen ausgebessert.

Ein weiteres Projekt, das Deon derzeit sehr am Herzen liegt, ist eine Baustelle im Luzernischen Litauen, wo rund 180 erschwingliche Wohnungen entstehen werden. Dies zeigt das Interesse des Architekten nachhaltig mit finanziellen Mitteln umzugehen und Bauten zu verwirklichen, die es den Menschen ermöglichen, auch ohne grosses Portemonnaie Stadtnah zu leben. Auch bei kostspieligen Projekten stehen für Luca Deon die Menschen immer im Mittelpunkt. Feldmann hate ihn vor zwei Jahren für einen Studienauftrag für das Dorfzentrum in Weggis beauftragt, den er kurz danach abgelehnt hate, da er das Top-Down-Verfahren als wenig erfolgsversprechend erachtete. Stattdessen hat er Feldmann für die Realisierung ihres Vorhabens ein begleitendes Verfahren vorgeschlagen, weil er die vielfältigen Anspruchshaltungen auf den Seeblick in Weggis wahrnahm. Ihm war bewusst, dass man an diesem Ort mit einem Wettbewerb das Ziel niemals erreichen würde. Vielmehr ist ein dialogisches Vorgehen, in welchem sämtliche Parteien von Beginn an abgeholt werden, in welchem die Bedürfnisse und Ängste der Menschen ernst genommen werden, die einzige Möglichkeit ein Projekt nachhaltig umzusetzen.

Dieser empathische Umgang mit Menschen widerspiegeln auch die Bauten der Deon Architekten sowie ihre täglich gelebten Werte: Dankbarkeit, Respekt gegenüber Menschen und Grundstücken sowie die Liebe zum Menschen bilden die Grundlage ihrer inneren und äusseren Haltung. In seinem hektischen Arbeitsalltag, in welchem eine Sitzung die nächste jag, versucht Deon sich immer wieder zu erden und durchzuatmen. Seinen Alltag beginnt er mit dem Lesen von positiven Zitaten auf einer App, die ihn Dankbarkeit erleben lassen. Da er in Sitzungen den Moment, in welchem man an einen Punkt gelangt, an dem man nicht weiterweiss und Lösungen in unerreichbarer Ferne zu sein scheinen, nur zu gut kennt, hat er begonnen kreative Pausen einzulegen. Erst wenn man selbst und die Sitzungsteilnehmenden zur Ruhe kommen, können wirklich gute Ideen oder Lösungsansätze entstehen. Oftmals geht er mit seinen Gesprächspartnern raus an die frische Luft mit einem kleinen Picknick. Hierbei entstehen vielfach gänzlich andere Situationen: die Teilnehmenden machen „Duzis“ oder ziehen ihre Krawatte ab und stecken sie in die Jackentasche. Auch der Vierwaldstättersee, die Reuss oder die Bergkette bieten Luca Deon Inspiration, weshalb er jeden morgen mit seinem Fahrrad einen Umweg fährt, um den See und die Berge zu sehen. Für seine zukünftigen Projekte möchte er vor allem einen Beitrag an die Gesellschaft leisten, um diese mittels Architektur positiv in ihrer Wertehaltung zu verändern und dadurch die Gemeinschaft, also das Miteinander, in den Mittelpunkt zu stellen.

«Inspiration oder die besten Ideen kommen nie im Sitzungszimmer. Sie kommen an Orten der Ruhe oder indem man kreative Pausen einbaut.»
«Mein Job ist es, meinen Mitarbeitenden die Angst zu nehmen, sie in ihrer Kreativität zu fördern und sie fortlaufend zu bestärken, Fehler zu machen. Denn nur so ist Lernen überhaupt möglich.»