Seit rund zwanzig Jahren hat die Galerie Urs Meile ihren Sitz in Luzern in einer umgebauten Garage der ehemaligen Schild Tuchfabrik. Nebst dem Hauptsitz, der 1992 gegründet wurde, hat die Galerie auch seit Juni 2023 an der Rämistrasse in Zürich eine Niederlassung, verfügt über einen Pop-up Space im Engadin, der zwei Mal pro Jahr bespielt wird und betreibt seit 2005 einen Standort in Peking. Die Galerie wird von Urs Meile, seinem Sohn René Meile sowie seiner Frau Karin Seiz geführt. Der Schwerpunkt des Programms der Galerie liegt auf der zeitgenössischen chinesischen Kunst. Mitte der 1990er Jahre ging Urs Meile zu seinem Jagd- und Kunstfreund Uli Sigg, dem damaligen Schweizer Botschafter in China. Gemeinsam besuchten sie zahlreiche Studios und Akademien, und, wie Karin Seiz, seine Ehefrau, erzählt, lancierte Meile Ende der 1990er Jahr erstmals eine Ausstellung mit zeitgenössischen chinesischen Künstlern in der Schweiz. Das Kunstschaffen aus China traf jedoch zu jener Zeit kaum auf Interesse in Luzern. Es zeigt sich aber, dass Urs Meile als Vorreiter ein grosses Gespür dafür hatte, wie die Entwicklung der Kunstwelt in den kommenden zwanzig Jahren verlaufen sollte. So ist es laut Seiz interessant zu sehen, dass die Art Basel seit einigen Jahren auch eine Messe in Hongkong durchführt. Im Gegensatz zu Europa ist die Kunstlandschaft in China noch heute anders gestaltet. Dort verfügt die zeitgenössische Kunst im Gegensatz zu hier noch über keine lange Tradition. Dies widerspiegelt sich an der Anzahl Museen, die in China nach und nach im Entstehen sind. Interessant ist hieran, dass private Sammler die Kulturlandschaft fortlaufend mitgestalten, indem sie private Museen gründen. 

In der Auswahl der Künstler:innen, die sie in ihr Programm aufnehmen, gehen sie nebst den Arbeiten stets vom Menschen und seiner Werte und Weltansicht aus. Mittels vieler Fragen entsteht ein tiefgründiger Dialog und daraus schliesslich eine längerfristige Zusammenarbeit. Die Galerie engagiert sich ebenfalls mit einem Artist in Residence Studio in Peking für einen Dialog zwischen dem Kunstschaffen aus dem Westen (nichtasiatische Länder) und jenem von China. Vor einigen Jahren haben sie an der Jahresausstellung im Kunsthaus Luzern die Nachwuchskünstlerin Rebekka Steiner kennengelernt, welche danach in Kooperation mit der Galerie Urs Meile für einen längeren Aufenthalt nach Peking ging. Steiner konnte sich durch diese Gelegenheit die Sprache aneignen, wurde Teil der künstlerischen Szene in China, was sich wiederum formal in ihren Werken widerspiegelt, die wiederum gar chinesische Titel tragen. Dies verdeutlichten das Engagement und die Überzeugung der Galerie. Trafen in den 1990er Jahren ihre Ausstellung zeitgenössischer chinesischer Künstler kaum Anklang beim hiesigen Publikum, waren Seiz und Meile stets von der Qualität der Arbeiten überzeugt und verfolgten ihren Weg unbeirrt weiter. Es war ihnen ein grosses Anliegen als Vermittler die kulturellen Unterschiede dialogisch näher zu bringen, aber auch die Gemeinsamkeiten und Kategorien, die teils negative behaftet waren, wie beispielsweise jene der «Kopie» nochmals neu zur Reflexion zu stellen. Qualitativ hochrangige Kunstwerke sind für sie solche, die stets neue Perspektiven eröffnen, mit denen wir mitwachsen können und, die in ihrer Komplexität stets unabgeschlossen sind. Wenn aktuelle Werke chinesischer Künstler:innen eine politische Aussage tragen, ist diese angesichts der in China immer strenger werdenden Zensur oft auf komplexe Art und Weise formuliert. Urs Meile hatte das Gespür für diese Art künstlerischen Schaffens bereits früh und behielt Recht. Davon zeugt das heutige Interesse an zeitgenössischer chinesischer Kunst, aber auch Kunstmessen, wie zum Beispiel die Art Basel Hongkong.